Linux auf Samsung Series 9 2012
[Sep 10, 2012; Nerd, German]

In meinen Augen zur Zeit das schönste Notebook. Aber es ist nicht nur schön, sondern mit einen Ivy Bridge i7 auch sehr flott und ausdauernd. Das Gehäuse besteht aus Duraluminium, einer Legierung, die fast so hart wie Stahl, aber trotzdem nicht schwerer als Aluminium ist. Das Material ist sehr präzise verarbeitet und vermittelt beim ersten Anfassen ein Gefühl von Unverwüstbarkeit.

Obwohl die Bildschirmdiagonale mit dem MacBook Air 13" übereinstimmt, ist das Series 9 kleiner und dünner. Das ist einerseits schön, andererseits bedeutet das, dass die vielen Hüllen und Sleeves, die für das Air angeboten werden, zu groß sind.

Was folgt ist ein Protokoll der Linux-Installation und wahrscheinlich nur für Nerds interessant, die sich mit dem Gedanken tragen, auch Linux auf dem Gerät zu installieren. (Und für mich, falls ich irgendwas davon nochmal brauche...)

Linux

Die Ubuntu-Installation gestaltet sich recht einfach - wenn man erstmal erraten hat, dass man beim Booten F10 drücken muss, damit das Gerät nicht automatisch das vorinstallierte Windows 7 bootet. Im BIOS lässt sich zwar eine Boot-Reihenfolge einstellen, nur wird die scheinbar komplett ignoriert. Laut meiner Google-Recherche haben schon Leute ihr Notebook zurückgeschickt, weil sie an diesem Punkt verzweifelt sind.

Die Hardware wird von Ubuntu 12.04 ohne Probleme erkannt: LAN, WLAN, Bluetooth, Grafik, Sound und USB. Die Stromsparfunktionalität scheint auch zu laufen - zumindest sind Akkulaufzeiten jenseits der 6h möglich. Ich habe gelesen, dass die Webcam auch gehen soll, aber für die hatte ich noch keine Verwendung. Weniger gut ist die Unterstützung der Funktionstasten und des Trackpads - doch dazu später.

SSD Voodoo

Im Gerät ist eine 256GB mSATA SSD verbaut. Die Partitionen habe ich auf 2048 Sektor-Schritte gerastert, damit die Blöcke des Dateisystems nicht falsch mit den Blöcken der SSD aligned sind. Als Dateisystem nehme ich ext4fs mit discard-Option um das TRIM-Feature der SSD zu nutzen. Zusammen mit der Deaktivierung der Access-Times ergibt sich für die fstab:

noatime,nodiratime,discard

Dazu noch ein nicht-Festplatten I/O Scheduler via Kernel-Option:

elevator=deadline

Inwieweit damit die Verträglichkeit wirklich verbessert wird, werde ich wohl (hoffentlich) nie erfahren. Aber Abhilfe in Form eines echten SSD-Dateisystems ist dank Samsungs eigenem F2FS schon auf dem Weg (in den Linux-Kernel).

Datenverschlüsselung

Die Festplattenverschlüsselung scheint durch den AES-Support vom i7 kein Bottleneck zu sein. Die SSD schreibt mit Verschlüsselung 400MB/s. Allerdings habe ich mich auch mit 128 Bit AES begnügt. Zum einen um den Akku zu schonen, zum anderen weil AES im Herzen eine 128 Bit Verschlüsselung ist und die 192/256 Bit Varianten seit 2009 als schlecht gemacht gelten.

Da durch die Meta-Daten von Luks ein Offset in die verschlüsselten Sektoren reinkommt, gilt es auch hier wieder hübsch zu alignen (auch wenn das gerüchteweise inzwischen automatisch funktionieren könnte):

cryptsetup luksFormat --align-payload=2048 ...

/etc/crypttab freut sich über die Option discard, damit die Trims des Dateisystems durch die Verschlüsselungsschicht durchgereicht werden. Paranoiker schreien hier natürlich, weil jemand an den Trims erkennen könnte, welche Sektoren beschrieben sind und welche nicht.

UI

Ubuntus Unity UI spaltet. Für Notebooks finde ich es aber durchaus praktisch, insbesondere da es sehr sparsam mit der Bildschirmhöhe umgeht. Das Notebook hat eine Auflösung von 1600x900 und ist damit vertikal relativ kurz. Allerdings nerven mich in Unity einige Details, die sich aber großteils abschalten lassen. Für die Applikationsliste am linken Rand (Launcher) lässt sich in den System Settings unter Appearance / Behavior ein Auto-Hide aktivieren. Um meinen Namen samt User-Menu und das "falsche" Mail-Symbol vom oberen Rand zu entfernen, musste ich etwas mehr tun:

apt-get remove indicator-messages
apt-get install dconf-tool

und dann in dconf-editor unter apps / indicator-session fleißig Häkchen entfernen.

Tastatur und Touchpad

Das Touchpad ist noch eine Schwachstelle. Da das Pad wie bei Apple aus einer großen klickbaren Fläche besteht, müsste die Software beim Klick noch die Fingerposition abprüfen, um zu wissen, was der Nutzer eigentlich tut. Stattdessen wird out-of-the-box immer ein Linksklick erkannt. Der klickende Finger ist auch automatisch der draggende. D.h. Drag und Drop muss man mit dem Klickfinger machen. Es gibt nur zwei Gesten: Zwei-Finger-Scrolling und Zweifinger-Tap. Letztere entspricht einem Rechtsklick und macht es überhaupt erst möglich, den Rechner sinnvoll zu nutzen.

Die Funktionstasten für Bildschirmhelligkeit und Lautstärke funktionieren nach der Installation automatisch. Allerdings scheint es im Kernel 3.4 einen Bug zu geben, durch den nach einem Suspend der Bildschirm komplett schwarz bleibt, bis man manuell die Helligkeit aufdreht. In 3.2 und 3.5 tritt das Problem nicht auf. 3.5 (und 3.4) unterstützen im Gegensatz zu älteren Versionen schon die Steuerung der Tastenbeleuchtung.

Die Tastenbeleuchtung lässt sich auch mit neuem Kernel in Ubuntu 12.04 nicht steuern, weil das Notebook zu neu ist und deswegen die nötigen Udev Rules fehlen. Dieser Patch behebt das:

https://bugs.freedesktop.org/attachment.cgi?id=65281

Die WLAN-Taste funktioniert, es passiert nur nichts, weil der Network-Manager auf diese Taste nicht reagiert. Als Work-around habe ich mir ein Script geschrieben und in System Settings als Keyboard Shortcut auf Fn+F12 gelegt:

#!/bin/bash

enabled=$(cat /sys/devices/platform/samsung/rfkill/rfkill1/state)

if [ $enabled == 1 ]; then
    enable='false';
else
    enable='true';
fi

dbus-send --system --type=method_call \
    --print-reply --reply-timeout=1000 \
    --dest='org.freedesktop.NetworkManager' \
    '/org/freedesktop/NetworkManager' \
    org.freedesktop.DBus.Properties.Set \
    string:org.freedesktop.NetworkManager \
    string:WirelessEnabled variant:boolean:$enable

Print-reply ist an sich überflüssig, aber ohne funktioniert es bei mir nicht. Vermutlich ein DBus-Bug.

 
Comments
Matt (Tue, 26 Feb 2013):
Hallo Michael,
vielen Dank fr die hilfreichen Tipps.
Gibt es denn inzwischen nderungen bei der Treiberuntersttzung durch den Wechsel auf Ubuntu 12.10 / Kernel 3.8 ?
Vielen Dank :)
Martin (Wed, 22 Jan 2014):
Wrde mich auch interessieren
Martin (Mon, 27 Jan 2014):
Ich bin auch interessiert :-)