BKA kills BND
[Sep 9, 2007; Miscellaneous, German]

Nach dem Medienfeldzug pro Online-Durchsuchung, der der Verhaftung dreier Bombenbastler folgte, ist - wenn man den Umfragen glaubt - die Unterstützung für diese Maßnahme in der Bevölkerung weiter gestiegen. Das ist aber nur durch Unwissen oder Irrationalität, also schlichte Angst, zu erklären. Denn nun weiß jeder explosionswillige Idiot, dass er in Zukunft besser Acht geben muss.

Das Problem, Zugriff auf den Rechner eines Verdächtigen zu bekommen, ist nämlich nur für stationäre PCs durch heimliche Besuche (siehe meinen letzten Eintrag zum Thema) zufriedenstellend zu lösen. Die Datenmenge, die zur Planung einer Tat gebraucht wird, passt jedoch bequem auf einen PDA. Einen PDA kann man immer am Körper tragen, sogar unter der Kleidung. Passende Befestigungsmöglichkeiten bieten Reiseausstatter für Länder mit hoher Kriminalität an. Nutzt man nun noch Verschlüsselung und transportiert Mails nur via Speicherkarte zwischen PDA und PC, hat man den Staat erfolgreich ausgesperrt. Ob der PC den Trojaner installiert hat oder der PDA beschlagnahmt wird, spielt bei richtiger Verwendung der Verschlüsselungstechnologie keine Rolle. Nur die heimliche Entwendung und Modifikation des PDA ohne Wissen des Verdächtigen sollte derselbe vermeiden.

Zummengefasst: Das BKA hat alle alarmiert, sich zu schützen und Schutz ist problemlos möglich. Die Online-Durchsuchung taugt seit letzter Woche nur noch für ahnungslose Kleinkriminelle und unbescholtene Bürger. Da man beide Gruppen aber ausdrücklich nicht damit überwachen will, kann man das Programm gleich ganz stoppen.

Aber es könnte noch einen Leidtragenden geben: Den BND. Das Computerzeitalter war sicher bisher eher frustrierend für die Schlapphüte. Denn während man vor ein paar Jahrzehnten technologisch weit über dem Normalbürger stand, hat heute jeder einen PC daheim, dessen akkumulierte Entwicklungskosten den BND-Etat deutlich übersteigen. Oder anders gesagt: Der Geheimdienst kocht auch nur noch mit Wasser und muss die selben Mittel nutzen wie jeder andere. Man kann davon ausgehen, dass in Pullach nur mit den Schultern gezuckt wird, wenn eine verschlüsselte Nachricht über den Bildschirm huscht.

Da den Spionen die digitale Brechstange fehlt, muss Cleverness her. Und dazu gehört traditionell, sich in Schweigen zu hüllen, wie genau man bestimmte Informationen beschafft hat oder gar nicht erst zu erwähnen, dass man sie überhaupt besitzt. So kann man einmal entdeckte Spionagemöglichkeiten lange nutzen und die andere Seite zur Fahrlässigkeit reizen.

Das BKA hat dieses subtile Prinzip seiner Politik geopfert. Für den BND dürfte es in Zukunft sehr viel schwerer werden, Daten Verdächtiger auszuspionieren. Deswegen könnte die eine odere andere geballte Faust zur Zeit drohend Richtung BKA und Politik erhoben werden. Natürlich im Geheimen.

 
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